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Wenn die Kühe des Bauern kalbten freute sich die ganze Familie und begrüßte das neue Leben auf dem Bauernhof. Die Kuh mußte nun besonders gute Milch für das Neugeborene produzieren. Und diese Milch läßt noch heute die Menschen genußvoll mit der Zunge schnalzen.

Pirl in't Pütt

Pirl in't Pütt oder Beestmehlpütt nannten wir diese alte ostfriesische Speise, die mittlerweile fast in Vergessenheit geraten ist. Der Grund dafür ist die moderne Viehwirtschaft auf den Bauernhöfen.

Die erste neue und als Beestmelk (Kalbsmilch) bezeichnete enorm eiweißhaltige Milch wird zu einem sehr schmackhaften Beestmelkpütt (Kalbsmilchkloß) zubereitet.

Die Milch wird mit Mehl, Wasser und 2 Teelöffel Natron verrührt. Die Masse wird in ein Leinentuch geschlagen und über einem kochendem Wassertopf gehangen. Langsam muß der Beestmelkpütt darüber Kochen und im Topf muß stets genug Wasser vorhanden sein. Dazu reicht man Birnen, zerlassene Butter, Zucker oder Sirup.

Die restlichen Stücke wurden von meiner Mutter später in der Pfanne mit Zucker bestreut und goldbraun gebacken. Ein Genuss, an dem ich noch heute mit Freude zurückdenke. An derartige Milch zu gelangen gelingt heute nur dann, wenn man den Bauern in der Nachbarschaft wohnen hat, der noch nach alter ostfriesischer Tradition seine Rinderzucht betreibt. Das findet man heute nur noch sehr selten, da die heutigen Höfe in Ostfriesland streng nach wirtschaftlichen Argumenten betrieben und organisiert sind. Der Bauernhof nebenan, bei dem man sein Gemüse, die Eier und seine frische Milch beziehen konnte ist sehr selten geworden.

Beestmelkpütt kenn ich als Emder Jung sehr gut. Mußte ich doch jeden Morgen die frische Milch vom Bauern holen. So wurde schnell klar wann ein Kalb geboren war, und dann fragten wir natürlich nach dieser besonderen Milch. War ausreichend vorhanden, stand einem besonderem Schmaus nichts mehr im Wege.

 

Beestmehlpütt

2 Liter Beestmelk,

1 l Wasser,

1 kg Mehl,

2 Teel. Natron

 

Die Milch mit dem Wasser, Mehl und Natron zu einem Teig verrühren. Danach in einem Leinentuch füllen und ähnlich dem Hefekloss über einem wasserbad circa 45 Minuten garen. Danach aus dem Tuch wickeln und in Scheiben schneiden und gemeinsam mit zerlassener Butter Zucker oder Sirup servieren.